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unterirdische rüstungsproduktion in wort und bild

 
 


U-Verlagerung Ricke



Die Minehunters im Thüringer Wald


Das ehemalige Schieferbergwerk "Grube Wilhelm", auch Heckesbruch genannt, befindet sich in der Nähe von Probstzella (Kreis Saalfeld) im Thüringer Schiefergebirge. In einem Bericht des Bergamts Claustal-Zellerfeld vom 27.04.1944 werden alle zur Verfügung stehenden Bergwerke im Thüringer Schiefergebirge aufgelistet, die für eine unterirdische Verlagerung für kriegswichtige Produktionsstätten in Frage kamen. So auch die Grube Wilhelm. Die Hohlbaue 2-6 zwischen der dritten und der zweiten Sohle des Schieferbergwerks waren für eine Untertage-Verlagerung geeignet. Als Deckname wurde vom Rüstungsamt "Ricke" gewählt, obwohl es sich hierbei nicht wirklich um einen Fisch- oder Amphibienname handelt. Vermutlich liegt das an dem zentralen, tonnlägigen Hauptwetterschachts, welcher am Ende der Grubenbaue angelegt wurde und zeitweilig auch zur Förderung diente. Nach einer ausgiebigen Untersuchung des Schieferbergwerks, wurden die Stollen am 23. Januar 1945 für den weiteren Bergbau-Betrieb gesperrt und für die U-Verlagerung "Ricke" vorbereitet. Die U-Verlagerung Ricke hatte die Baunummer 1170 und nach dem Umbau sollte die Firma AEG aus Berlin in die Stollen und Hohlbaue einziehen. Die Produktionsfläche war mit 3.000 Quadratmetern angegeben.


Schacht im Wald / Beton im Wald


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Noch ein Schacht im Wald


In den vorhanden Hohlbauen sowie Stollen-Strecken sollten Chiffriermaschinen von der Firma AEG Berlinhergestellt und gelagert werden. Mit Fortschreiten des Zweiten Weltkriegs begann man in Erfurt, bei AEG, mit der Wiederaufnahme der Waffenproduktion und fertigte daneben auch feinmechanische Teile für Flugzeugmotoren. Die Produktion der Schreibmaschinen wurde zurückgefahren, aber nicht eingestellt und stattdessen um eine Ausführung der geheimen Chiffriermaschine "Enigma" ergänzt. Trotz dieser kriegswichtigen Produktion blieb das Werk weitgehend von den Auswirkungen des Bombenkriegs verschont. Erst kurz vor Kriegsende brannten im April 1945 große Teile der Produktions- und Verwaltungsanlagen durch mehrere Artillerietreffer aus. So ist es naheliegend das die Produktion der geheimen Chiffriermaschine "Enigma" nach Fertigstellung der U-Verlagerung Ricke hier stattgefunden haben könnte.


Stollenmundloch...


Das gleiche Stollenmundloch ein Jahr später... (endlich offen?)


Beton im Wald


Das heute noch vorhandene ehemalige Mundloch der untersten Sohle des Bergwerks ist durch Betonsegmente Verschlossen und zudem ca. 2 Meter dahinter verbrochen. Wozu der unverhältsmäßige Aufwand gut sein soll, haben wir auch noch nicht heraus bekommen, zumal, als wir ein zweites Mal vor Ort waren, das Mundloch zwar aufgebrochen vorfanden, aber wir und die anderen Befahrer immernoch vor dem massiven Verbruch standen und kein Weiterkommen möglich war. Aber im Bereich der Halden des Bergwerks fanden wir noch einige alte Relikte wie zum Beispiel Betonsockel, kleine Schächte zur Wasserhaltung, Isolatoren und unbekannte, verrostete Stahlgebilde. Ebenso sind einige Wasserhaltungsalagen aus der Neuzeit zu sehen. Und somit endet hier auch der kleine Bericht über die U-Verlagerung "Ricke", in dem ausnahmsweise mal keine Untertagefotos zu sehen sind. Aber das Wichtigste ist doch immernoch mit Freunden in der Natur unterwegs zu sein, seinem Hobby nach zu gehen, den Spuren der U-Verlagerungen und dem Altbergbau zu folgen, und einen schönen Tag zu erleben...


Fundament


Was ist das?


Isolator


Eismann...


Die U-verlagerung Ricke kann (und soll) heute nicht mehr befahren werden. Sie dient nun zur Trinkwasserversorgung der einheimischen Bergbevölkerung.  


Text und Fotos von Eismann
In Thüringen dabei waren die üblichen Befahrer
u-verlagerungen.de / 2020